Der Brutalist ist ein sehr sehr langer Film: 215 Minuten inklusive 15 Minuten Pause. Das ist schon eine Ansage. Hier will eine Geschichte erzählt werden. Es wird von einem riesigen Werk erzählt, dass alle erdrückt und mit Sehnsüchten vollgestopft ist.
Der Brutalist ist der Architekt László Tóth, dessen Gebäude dem Stil des Brutalismus zuzuordnen sind. Das ist beeindruckend und die Geschichte hat viele konstruierte Windungen, bei denen man sagen würde: Das glaubt einem doch niemand, dass es wirklich so stattgefunden hat. Leider ist das Leben und die Figur des László Tóth aber ziemlich frei erfunden. Sie wurde nur entfernt an dem Architekten Marcel Breuer abgelehnt, der das Whitney Museum in New York entwarf.
Chelsea, Manhattan, NYC
In diese Geschichte wird sehr viel hineingepackt und entscheidende Aktionen oder Tatsachen aber nicht erklärt. Das wirkt konstruiert, nicht nachvollziehbar und hinterlässt ein komisches Gefühl. Dabei ist der Film selbst fantastisch inszeniert. Mit viel Zeit und Leidenschaft gedreht und von den Darstellenden hervorragend umgesetzt.
Die Kameraführung, der Schnitt, die Perspektiven und die Stimmungen sind perfekt und fangen die Zeit nach dem Krieg in Amerika treffend ein. Man kann sich sehr gut und diese Zeit und in die Umstände hineinversetzen, so dass man denkt es wird Realität dargestellt. Aber diese wird durch die zu übertriebene und lückenhafte Geschichte zerstört.
So zerstört der Film „Der Brutalist“ alles was er im ersten Teil vor der Pause gut aufgebaut hat im 2. Teil brutal. Dazu setzt er am Schluss noch einen dokumentarischen Abschluss auf der ersten Bienale in Venedig, welcher wieder Realität vorspielt. Dieses Mal aus einer sehr trivialen Touristensicht. Es wird hier versucht Teile des Films zu erklären, aber auch das bleibt unfertig und hinterlässt ein brutal zerstörtes Ende.
Besetzung: COLMAN DOMINGO, CLARENCE „DIVINE EYE“ MACLIN als er selbst, SEAN „DINO“ JOHNSON als er selbst, JON-ADRIAN „JJ“ VELAZQUEZ als er selbst, SEAN SAN JOSÉ, PAUL RACI
Das RTA-Programm („Rehabilitation Through the Arts“) ist ein amerikanisches Theaterprojekt, das durch künstlerische Aktivitäten die persönliche Entwicklung und Wiedereingliederung von Strafgefangenen fördert – mit erstaunlichen Ergebnissen: Während die Rückfallquote in den USA bei über 60 Prozent liegt, kehren weniger als 5 Prozent der RTA-Absolventen ins Gefängnis zurück.
Diese bemerkenswerte Statistik weckte das Interesse von Regisseur Greg Kwedar. Er stieß auf einen Artikel von John H. Richardson aus dem Jahr 2005 über eine Zeitreise-Musikkomödie, die die Männer in Sing Sing durch RTA inszeniert hatten. „Ich dachte, dass dies ein guter Ausgangspunkt wäre, um eine Geschichte zu erzählen, die ein tieferes Verständnis für das große Potenzial vieler dieser Menschen hinter Gittern vermittelt, die ansonsten stereotypisiert oder vergessen werden“, erklärt Greg Kwedar.
Der Film hat einen außergewöhnlichen Cast: Über 85 Prozent der Besetzung waren ehemals in Sing Sing inhaftiert gewesen und hatten das RTA-Programm durchlaufen. „Wir wollten einige professionelle Schauspieler, aber die Mehrheit des Ensembles sollten tatsächliche Alumni des Programms sein. Wir vertrauten ihnen, weil wir wussten, dass sie talentiert waren“, so Kwedar. Obwohl sie keine Erfahrung im Film- und TV-Bereich hatten, verfügten sie über Bühnenerfahrung – durch Sing Sing und verschiedene Auftritte. Einige waren seit zehn Jahren draußen, andere erst seit ein paar Monaten. „Die Männer kamen mit ihren Geschichten und einer Offenheit und Verletzlichkeit, die man selten findet. Und das gab den Ton vor. Wir hatten keine ‚schrulligen Charaktere‘ oder komischen Nebenfiguren.
Jede Rolle war als ein wahrhaftiger Mensch, als eine vollständig ausgearbeitete, dreidimensionale Figur angelegt“, sagt Produzentin Monique Walton. Die RTA-Alumni setzten alles daran, so viel wie möglich von ihren professionellen Kollegen zu lernen. Während es zunächst eine gewisse Zurückhaltung gab, mit einem ‚Filmstar‘ zu spielen, akzeptierten sie Colman Domingo schnell als Kollegen und jemanden, von dem sie das Handwerk lernen konnten. Die Atmosphäre wurde bald die eines tatsächlichen RTAProgramms.
Ehemals inhaftierte Männer zu bitten, in ein Gefängnis zurückzukehren, war keine leichteEntscheidung für die Produzenten. Aber ähnlich dem RTA-Programm selbst, war derProzess kathartisch – sie kehrten nicht als Gefangene zurück, sondern als Schauspieler.
„Vertraue dem Prozess“ ist ein Leitspruch aus dem RTA-Programm, der auch am Set allen half, auf Kurs zu bleiben. Darsteller Sean „Dino“ Johnson erklärt: „Manchmal wollen wir unseren eigenen Weg gehen, aber man muss dem Prozess vertrauen. Letztendlich wirst du da ankommen, wo du hinwillst, oder in der Lage sein, das zu tun, was du tun möchtest – aber innerhalb des Prozesses. Wenn neue Leute hinzukamen, sagten wir ihnen: ‚Entspannt euch, man muss es nicht sofort verstehen. Vertraut dem Prozess.‘“
Zu den wichtigen Improvisationsübungen gehörten unter anderem die Techniken „Denke an einen Freund“ oder „Perfekter Ort“, bei denen die Teilnehmer die Augen schließen, sich gedanklich an einen bestimmten Ort versetzen und diese Erfahrung mit der Gruppe teilen. Solche Übungen waren ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit des echten RTA-Theaterregisseurs Brent Buell und wurden am Set in ähnlicher Form von dessen Darsteller Paul Raci geleitet. Es waren gerade diese Übungen, die häufig dazu führten, dass die Männer begannen, ein Gefühl der Empathie aufzubauen – eine der wichtigsten Eigenschaften ihrer persönlichen Entwicklung innerhalb des Programms. Clarence Maclin fand die Übungen besonders wertvoll: „Sie fördern Kameradschaft, stärken Freundschaften und lehren uns, wie man sich aufeinander verlassen kann. Sie waren der beste Teil von RTA.“
Bei seiner Verkörperung von Buell machte Raci in jeder Szene deutlich, wie sehr er die Männer im RTA-Programm respektierte – ein Respekt, den sie außerhalb der Probenräume nie erfahren hatten. Die Männer waren ihm nicht unterstellt, bemerkt Raci. „Meine Einstellung war: ‚Männer? Was haltet ihr davon …, was der Art entsprach, in der Brent mit ihnen redete. Er blieb im Hintergrund, ließ sie die Bühne übernehmen und selbst entscheiden, wie die Dinge ablaufen sollten, anstatt zu sagen: ‚Hey, seht her – ich bin der Schauspieler, ich bin der Regisseur. Ich zeige euch, wie es geht.‘ Das hat er nie mit ihnen gemacht.“
HAGEN VON TRONJE ist der Waffenmeister am Königshof der Burgunder. König Dankrat holte ihn einst als Waisenknaben nach Worms, nachdem Hagens Familie von „alten Wesen” ausgelöscht wurde, und ließ den außergewöhnlich tapferen Jungen zum Soldaten ausbilden. Tiefe Narben auf seinem Rücken zeugen von den vielen Schlachten, die er schon siegreich geschlagen hat. Es ist Hagens größtes Anliegen, den König und dessen Familie zu beschützen. Doch seine Aufopferung hat ihren Preis: Er stellt seine eigenen Bedürfnisse und Gefühle hinter die des Königs. Hagens tief empfundene, aber geheime Liebe zur Königstochter Kriemhild muss ewig unerfüllt bleiben. Als König Dankrat ermordet wird, wechselt Hagens Loyalität zu dessen unerfahrenem Sohn Gunter – ausgerechnet zu einer Zeit, als Burgund von benachbarten Königreichen und deren Verbündeten bedroht wird. Doch auch innerhalb der Wormser Festungsmauern sorgt ein unerwarteter Gast für Unruhe – Siegfried von Xanten.
Soweit die Grundlagen der Geschichte. Die Nibelungensage wurde aber rund um Hagen von Tronje von Wolfgang Hohlbein 1984 in seinem Roman umgeschrieben. Das Ergebnis waren eine weit tiefere und vielschichtigere Erzählung. Die Protagonisten sind hier viel mehr Gefangene Ihrer eigenen Rollen als wahre Protagonisten. Dies fingen die beiden Regisseure und Autoren Cyrill Boss und Philipp Stennert auf und verwandelten es in einen bildgewaltigen Film.
Außer Jannis Niewöhner trifft man bei der Besetzung auch auf wenige in Deutschland bekannte Gesichter. Viele kommen aus dem nordischen Raum und geben den Figuren eine besondere Andersartigkeit. Diese Fremdartigkeit zeigt sich vor allem in der Darstellung der Wallküren. Mächtig, gefährlich und mystisch sind diese Wesen und scheinen doch so menschlich auf Ihre Art. Das schafft einen erzählerischen Rahmen, der in sorgsam ausgewählten Landschaften und Bauten spielt. So sind die Handelnden immer auch der Natur, dem Schein und den Erwartungen ausgesetzt.
Schnelle und gehetzte Erzählabschnitte wechseln sich ab mit langsamen Szenen der Charakterentwicklung. Das schafft einerseits Tiefe und andererseits schnelle Spannungsmomente. Jede der Figuren bietet dem Zusehenden eine Identifikation und so leidet man mit seinen HeldInnen mit. Es sind auch viele starke Frauen, welche in diesem Film viel stärker sind als in der eigentlichen Heldensaga. Das ist ein überfälliger Ausgleich, der die weiblichen Protagonisten Ihrer Unmündigkeit enthebt. Wer sich schon immer über die Vereinfachungen der ursprünglichen Nibelungensaga echauffiert hat für den ist dieser Film Labsal auf das Gemüt.
Es ist ein ungewöhnlicher Anfang, der sofort eine veränderte Art der Wahrnehmung hervorruft. Stille und eine sterbende Frau mittleren Alters. Diese lange Kamerafahrt bringt den Zuschauer sanft in den Film, in diese harte Welt, in diese Zeit und in diese Ruhe des Todes. Nicht ohne dies in der nächsten Szene sofort radikal zu konterkarieren.
Die Geschichten werden vom Ende her erzählt, ohne dabei die Spannung oder die Neugier zu nehmen. Lange Teilerzählungen werden uns klar oder mit vielen Anspielungen präsentiert und ergeben ein immer klareres Puzzle. Wir erkennen Zusammenhänge so wie sie auch die Protagonisten und Antagonisten erkennen.
Trotzdem laueren einige Wendungen, Überraschungen und auch Teil von Hoffnung in dieser teils trostlosen und teils wunderschönen Welt der Zeit in Amerika rund um den Bürgerkrieg. Es ist ganz klar ein Film von Viggo Mortensen, welcher auch als Schauspieler den Zuschauer an die Hand nimmt. So trägt er die Stimmung in seinen Blicken und wenigen aber faszinierenden Aktionen. Es ist ein bewusster Film, der die Konsequenzen des eigenen Handels extrem klar darstellt.
„The Dead Don’t Hurt“ ist wieder mal ein Western, der das verschobenen frühere Bild der Western klar rückt und uns diese Welt näherbringt. Teilweise möchte man dort sein und teilweise weit weg davon. Das sind eben die 2 Seiten der Geschichte und diese Ambivalenz nehmen wir mit in unseren Alltag.
„Challengers – Rivalen“ ist ein Film, der den Dingen auf den Grund geht. In vielen Rückblenden baut er die Beziehung und Geschichten der 3 Charaktere auf. Denn neben den beiden Tennis-Rivalen Art und Patrick ist die angehende Profi-Tennisspielerin Tashi der Nährboden für die Eskalation der Rivalität. Sie ist der Zündstoff dieses Films. Mit 132 Minuten hat „Challengers – Rivalen“ Überlänge und diese Zeit nutzt er um uns als Zuschauer in die Realität der Tennisprofis zu locken. Dass hierbei scheinbare Längen entstehen ist gewollt und so geraten wir immer tiefer in den Strudel des Profisports.
Es ist eine sehr komplexe Dreiecksbeziehung, die man in vielen Facetten miterleben darf. Große Erfolge und Schicksalsschläge geben sich hier die Klinke in die Hand und setzen den Nährboden für ein doch auch zu Teilen sehr alltägliches Leben. Der Spagat zwischen diesen beiden Polen ist für alle drei ein ständiger Konflikt.
Eine lange Erzählung macht immer dann Sinn, wenn am Ende alles ineinanderläuft und im besten Fall noch zu einem fantastischen Finale führt. Darum geht es ja im Sport generell und im Tennis im Speziellen. Um ein spannendes und hitziges Finale. In „Challengers – Rivalen“ kommt man dabei voll auf seine Kosten. Nicht nur inhaltlich steigert der Film am Ende sein Tempo radikal, sondern auch filmtechnisch. Komplette Wechsel in neue ungewohnte Perspektiven, schnelle Schnitte und Zeitlupen wechseln stetig. Dieser Zauberwirbel bildet den Höhepunkt in allen Aspekten und man versteht den langen und intensiven Aufbau.
Am Ende verlässt man den Film wie nach einem großartigem Tennismatch. Leicht aufgedreht, inspiriert und mit dem Gefühl an etwas Großartigem teilgenommen zu haben. Das ist Tennis, das ist Kino und das ist in diesem Film die perfekte Mischung. Der Regisseur Luca Guadagnino hat uns ja schon oft in seine Geschichtswelten gelockt, aber in diesem Film hat er es auf die Spitze getrieben. Italiener sind eben einfach unschlagbar in Ihrer Tragik. Bravissimo Maestro.