Es ist eine Freude, wenn man Menschen zusehen kann, die Ihr Handwerk verstehen. Da sitzt jeder Handgriff und des Endprodukt hat echt Klasse. So ist es auch in RIFF RAFF. Ganz sicher Trash, aber auf was für einem hohem Niveau!!!
In dem herrlich alltäglich ausgestattetem Setting sind die Figuren sichtlich zu Hause. Sie tragen die Klamotten teilweise schon seit Tagen und man glaubt den Muff zu riechen. Das sind echte Menschen, die aber alles andere als normal sind. Wenn hier jemand mal normal angelegt ist, dann auch wieder so übertrieben, dass es schon wieder weit drüber ist.
Das alles führt zum idealen Setting für eine perfekte Geschichte in der man laufend in andere Handlungsstränge und Wendungen verstrickt wird. Dabei ist aber jede Wendung logisch und nachvollziehbar. Überraschend und erschreckend, aber immer intelligent und den Figuren entsprechend.
Das Schönste ist dabei der Genuss der Schauspielenden an den Rollen. Die Freude mit der Figur und deren Entwicklungen führt dazu, dass das Ensemble alle Zeit der Welt hat. Dies führt aber nicht zur Überlänge, sondern zu einer perfekt umgesetzten Story, die man genießen kann. Im Alter kommt eben die Klasse.
Wie lange ist es her, dass wir den ersten Bridget Jones Film gesehen haben? 21 Jahre?!? Kann das sein? Es war doch gerade erst gestern und wir stehen doch noch voll im Leben!!!
(from left) Shazzer (Sally Phillips), Tom (James Callis), Bridget Jones (Renée Zellweger) and Jude (Shirley Henderson) in Bridget Jones: Mad About the Boy, directed by Michael Morris.
Ja so ist das, wenn die Personen aus einem seiner Lieblingsfilme in den neuen Filmen älter werden. Es wird einem liebevoll klar, dass man schon reifer geworden ist und Bridget Jones ist es auch. Zumindest äußerlich. Innerlich gibt es da noch so einiges zu tun und an guten Ratschlägen von Freunden, Verwandtschaft, Ärzten und Briefträgern mangelt es nicht. Aber das alles ist nicht soooo einfach.
Renée Zellweger as Bridget Jones in Bridget Jones: Mad About the Boy, directed by Michael Morris.
Wir befinden uns hier im dem zweitschwierigsten Genre der Filmindustrie, nämlich in einem Liebesfilm. Eine Tragödie ist im Vergleich einfach. Bei einem Liebesfilm ist der Grat zwischen Kitsch und wahren Gefühlen nämlich sehr sehr schmal. Die Dosis, der Rythmus, die Dauer und vor allem auch die Freude muss hier perfekt ausgewogen sein, damit es ein leichter und doch hochwertiger Genuss wird. Das ist alles andere als trivial.
(from left) Bridget Jones (Renée Zellweger) and Roxster (Leo Woodall) in Bridget Jones: Mad About the Boy, directed by Michael Morris.
Ein hervorragender Helfer ist hier der britische Sarkasmus und die Verrücktheit der Insel. Sie macht die Charaktere liebenswert und verhindert Überzuckerung. Besonders großartig ist hier Hugh Grant über seine lange Schauspielkarriere gereift. Wie schon als Oompa Loompa bei Wonka ist er phantastisch uneitel und denoch ein Poser vor dem Herrn. Das ist wahrlich erfrischend.
(from left) Daniel Cleaver (Hugh Grant) and Bridget Jones (Renée Zellweger) in Bridget Jones: Mad About the Boy, directed by Michael Morris.
Am spannendsten ist aber Bridget selbst. Renée Zellweger lebt diese Rolle so sehr, dass die Grenzen teilweise verschwimmen. Das ist Gold für diesen Film. Wir erleben fast wie in einer Reality-Show die Entwicklung von Bridget zu ihrem neuen Ich. Das ist berührend, kitschig (aber nicht zu viel), witzig und vor allem Bridget Jones. In Amerika lief der Film zum Valentinstag und genau da ist er zu 1.000 Prozent passend an anderen Tagen zu 100 Prozent. Viel Romantik auf hohem Niveau.
Renée Zellweger as Bridget Jones in Bridget Jones: Mad About the Boy, directed by Michael Morris.
Lesung: 13.02.2025 – Wartenberg – Alte Schule – Nikolaiberg
„Unter den Wolken“ ist eine der vielen typischen Ideen von Achim 60 Bogdahn: Ungewöhnlich, scheinbar trivial, überraschend tief, sehr unterhaltend und vor allem sympathisch. Die Idee war, dass Achim die höchsten Berge jedes einzelnen deutschen Bundeslandes irgendwie erklimmt. Das ist in Bayern mit der Zugspitze (2.962 m) offensichtlich genauso herausfordernd wie in Bremen die Erhebung im Friedehorstpark (32,5 Meter). Es ist eben alles eine Frage der Perspektive.
Diese Perspektiven unterscheiden sich bei jedem der Berge / Erhebungen, da die Begleiter jeweils andere sind. Diese reichen von Mehmet Scholl über Rocko Schamoni zu Felix Neureuther. Genau mit diesen Begleitern kommt das Leben in die Lesung von Achim. Er schweift ab, erinnert sich an andere Randgeschichten und erzählt voller Leidenschaft aus seinem Erlebten. Da sind schon auch öfter mal Fußballgeschichten dabei. Aber auch diese sind nicht nur für Fussballfans, sondern für alle die sich für die Menschen begeistern.
Die große Vision von Achim 60 Bogdahn ist es einmal ein eigenes Kabarettprogramm auf die Bühne zu bringen. Wir meinen aber, dass er das in der Lesung bereits erschaffen hat. Sie war voller Parodien, schräger Perspektiven, Spiegel für die Zuschauenden und allen möglichen kabarettartigen Szenen. Nein es war besser als ein Kabarettprogramm, es war ein wunderbarer Abend, der alle im vollem Saal der alten Schule berührt hat.
Danach ging es noch auf den Nikolaiberg, der höchste Berg von Wartenberg. Hier wird im Sommer eine große Kabarettbühne aufgebaut. Ein Schelm wer Böses dabei denkt.
Besetzung: Ian McKellen, Gemma Arterton, Mark Strong, Ben Barnes, Alfred Enoch, Romola Garai & Lesley Manville
Erscheinungsdatum: 13.03.2025
Trailer: (51) The Critic Official Trailer – YouTube
Präambel: London, 1934. Jimmy Erskine ist ein berüchtigter Theaterkritiker, der jeden Schauspieler, der das Pech hat, ihn zu enttäuschen, brutal in seiner Kritik zerstört. Besonders hart geht er mit Nina Land (Gemma Arterton) um, einer aufstrebenden Hauptdarstellerin, die Erskine schon lange vergöttert. Er führt ein ebenso extravagantes Leben wie er schreibt: Partys bis in die Nacht, Begegnungen im Park und das Zusammenleben mit seinem viel jüngeren „Sekretär“ Tom (Alfie Enoch). Das alles in einer Zeit in der Homosexualität unter Strafe steht und auch in Großbritanien die ersten Nazis entstehen. Als jedoch der Eigentümer seiner Zeitung stirbt und sein Sohn (Mark Strong) die Leitung übernimmt, wird Jimmy angewiesen, sich zurückzuhalten, um die neuen Familienwerte der Zeitung nicht zu missachten. Da seine Arbeitsplatzsicherheit bedroht ist, heckt er einen hinterhältigen Plan aus, der eine Kette von Ereignissen mit schrecklichen Folgen auslöst.
„The Critic“ ist ein wahrlich britischer Film mit all seinen Vorteilen und Qualitäten. Radikal, schräg, diszipliniert und einer fantastischen Geschichte. Als Vorlage hat sich der Regisseur eine sehr gute Romanvorlage genommen und das ist die solide Basis auf welcher dieser Film und all Akteure tanzen. Es gilt somit die Geschichte mit allem Respekt auszugestalten und mit den passenden Facetten zu garnieren. Es war sicher ein Genuss für die Schauspielenden in solch einem gesichertem Bühnenraum die tiefen menschlichen Abgründe darstellen zu können, die uns alle ja so sehr vertraut sind.
Wir alle wollen unseren Besitzstand waren und den Einfluss weiter ausbauen. Gewiss, das machen wir moderat und ohne dass es auffällt. Was wäre aber wenn wir hier die Grenzen überschreiten und unseren Einfluss auch mit nicht moralisch akzeptierten Mitteln verstärken? Begeben wir uns da nicht in einen basisfremden Raum. Mit dieser Entscheidung geben wir uns in ein neues System, vielleicht sogar in ein System der Liebe. Eine Liebe für das Theater, eine Liebe für die Wahrhaftigkeit und eine Liebe für sich. Sind das nicht Ideale für welche wir alles gerne opfern wollen ?!?
Ja wollen wir rufen, aber es gibt auch die Sicht der Geldgeber, der Verantwortlichen und vor allem der Zeitungsbesitzer. Diese wertkonservativen Ikonen zerbrechen oft an Ihren Idealen und sind aber auch in diesem Film durch Ihre Konstanz die eigentlichen Protagonisten. Ihre Entscheidungen entscheiden und teilen alles und alle anderen versuchen nur zu reagieren. Außer Jimmy Erskine!!!
Er wirkt bescheiden, aber er ist radikal in vielen Dimensionen. Schwul, brutal, skrupellos, kultur-besessen und gebildet. Wie viel schlimmer kann ein Mix sein? Aber er marschiert durch diesen Film wie der eigentliche Regisseur. Diese Rolle wurde ihm sicher auf den Leib geSCHNEIDERt, aber was er damit weiter entwickelt hat ist eine Krönung der darstellenden Kunst.
Nun gilt es nur noch, dass wir Sie als Rezeptionisten auffordern diesen Film zu sehen und zu genießen. Feedback erwünscht,