Titel: LEIBNIZ – Chronik eines verschollenen Bildes
Regie: Edgar Reitz
Besetzung: Edgar Selge, Aenne Schwarz, Lars Eidinger, Barbara Sukowa, Antonia Bill, Michael Kranz
Kinostart: 18.09.2025
Trailer: (4) Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes | Trailer Deutsch 4K | Ab 18.9. im Kino | Edgar Reitz – YouTube

Dieser Film ist in der Breite seines Wissens schon lange überfällig. Es ist schwer das ganze Ausmaß und die Wichtigkeit von Gottfried Leibniz aus Büchern zu extrahieren. Wenn man ihn aber in „LEIBNIZ – Chronik eines verschollenen Bildes“ sozusagen direkt erleben darf, dann ist das beeindruckend. Man versteht seine Philosophie, sein Werk und nicht zuletzt seine Aufrichtigkeit Gutes für die Menschen zu tun.

Im Film gibt es viele Punkte und deutlich wird sein Wirken zum Beispiel durch die Erfindung eines flexiblen Schlauches für die damalige Feuerwehr. Er erlebte selbst wie ein Gasthaus abbrannte, weil die Feuerwehr nur starre Holzrohre zur Verfügung hatte. Diese Erfindung genügte ihm aber noch nicht um das Problem umfassend zu lösen. So erfand er auch gleich das Prinzip der Brandkasse. Einer Versicherung mit welcher sich schon damals die Bürger vor den Folgen eines Brandes absichern konnten. Dieses Beispiel zeigt seine menschliche Fürsorglichkeit als Antriebsfeder seines Schaffens.

Der Film versteht es den Zuschauenden allein durch die Schaffung eines Portraits in das Wesen von Leibniz zu ziehen. Ein Geist wie Leibniz kann nämlich nicht einfach für ein Portrait nur Modell stehen. Er muss nachdenken und seine Gedanken auch sofort äußern. Er setzt sich mit dem Maler auseinander und so scheitert der erste Versuch mit dem damals sehr berühmten Hofmaler Delalandre kläglich. Dieser versteht ein Portrait lediglich als Abbild und nicht als Darstellung des Wesens .

Ganz anders ist die zweite Malerin Aaltje van de Meer welche versucht Leibniz zu verstehen und mit sich selbst in Verbindung zu bringen. Das sind lange wunderbare und faszinierende Gespräche. Es ist wie ein gelebter philosophischer Diskurs mit viel Bezug zum realen Leben. Der Film ist somit auch mehr als Theaterstück zu verstehen und nicht als filmisches Werk. Das hatte auch das Casting im Sinn, welches Darstellende mit sehr großer Bühnenerfahrung wählte.

Edgar Selge ist die Idealbesetzung der Person Leibniz und man nimmt ihm die Rolle nicht nur ab, sondern fühlt auch, wie sehr er das Wesen des Denkers erfasst hat. Die Natürlichkeit und knorrige Herzlichkeit von Edgar Selge ist hier der zentrale Punkt der Darstellung. Dazu kommen noch bekannte Theatergrößen wie Lars Eidinger und Barbara Sukowa. Beiden eilt ein begründeter Ruf voraus, welcher im Film widerhallt. Deutsches Schauspiel kann – vor allem im Kleinen – groß sein.

Auch die Riege der anderen Schauspielenden ist sehr überzeugend und komplettiert das bewusst klein gehaltene Ensemble mit Antonia Bill, Michael Kranz, und Aenne Schwarz. Die Reaktionen sind direkt und natürlich. Die Erkenntnisse der Figuren wahrhaftig. So nimmt man als Zuschauender des Films die Wahrheit mit, dass ein gemaltes Bild nicht nur die festgehaltene Gegenwart ist. Es ist auch eine Zusammenfassung der ganzen Vergangenheit bis zur Fertigstellung des Bildes und wirkt durch den Diskurs mit dem Bild weit nach.

So wirkt auch der Film „LEIBNIZ – Chronik eines verschollenen Bildes“ lange nach. Einerseits beim Publikum welches den Film mit vielen neuen Gedanken verlässt, als auch andererseits in der Welt welche mit diesem Film an die Größe von Leibniz für immer erinnert wird. Ein wichtiges Theaterwerk als Film.
